Straßenlaternen mit LED-Lampen auf einem Platz in Wasserburg am Bodensee
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024

Wasserburg spart 15.000 Euro durch das Ausschalten der Straßenbeleuchtung zwischen Mitternacht und fünf Uhr.

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Alles dunkel? Energie sparen bei der Straßenbeleuchtung

Zehntausende Euro kostet die Straßenbeleuchtung jede bayerische Kommune jährlich. Um Strom und Geld in der Energiekrise zu sparen, hatten viele Städte die Laternen nachts abgeschaltet. Einige tun das weiterhin. Bringt das was?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Genau um Mitternacht wird es in Wasserburg dunkel. Die Straßenlaternen glimmen noch kurz nach, gehen dann ganz aus – und bleiben es bis 5 Uhr in der Früh. Nach wie vor spart sich die 4.000- Einwohner-Gemeinde am Bodensee so Tausende Euro jedes Jahr.

Vor allem aber geht es laut Bürgermeister Harald Voigt (CSU) um den Umweltgedanken. Und auch vielen anderen in der Gemeinde geht es darum, insgesamt Strom zu sparen.

Straßenbeleuchtung kostet rund 25.000 Euro pro Jahr

Dem Energie-Team von Wasserburg zum Beispiel ist wichtig, dass unnötiger Stromverbrauch gar nicht erst anfällt. Etwa zehn Mitglieder - Ingenieure, Sozialarbeiter, Handwerker - beraten die Gemeinde ehrenamtlich. Sie forcieren etwa die Umstellung auf energiesparende LED-Technik.

Roland Gamisch vom Energie-Team rechnet vor: Wasserburg hat rund 500 Straßenlaternen, wovon 100 bereits mit LED-Lampen ausgerüstet sind, die mit 25 Watt Leistung laufen, statt wie bisher mit 75 Watt. Bei einer angenommenen Einschaltdauer von sechs Stunden in der Nacht liegt der Verbrauch der 100 LED-Straßenlaternen bei 15 Kilowattstunden (kWh). Die anderen 400 Lampen verbrauchen 180 kWh.

Zusammen macht das 195 und pro Jahr rund 70.000 Kilowattstunden. Je nach Jahreszeit brennen die Lichter länger oder kürzer. In den vergangenen drei Jahren hat die Gemeinde so im Schnitt 25.000 Euro jährlich ausgegeben – allein für die Straßenbeleuchtung.

Licht ausschalten spart Wasserburg etwa 15.000 Euro

Andersherum: Bleibt das Licht ab Mitternacht für fünf Stunden komplett aus, macht das eine Ersparnis von 162,5 Kilowattstunden. Im Jahr sind das fast 60.000 kWh. Das ist so viel, wie rund 20 Haushalte mit vier Personen jährlich verbrauchen. Reine Kosten-Ersparnis für Wasserburg: fast 15.000 Euro.

Bürgermeister Harald Voigt sagt: "Wir haben natürlich die sicherheitsrelevanten Aspekte auch berücksichtigt, dass Leute spät nach Hause kommen oder eben auch früh zur Arbeit müssen. Wir haben jetzt aber auch keine großartigen Beschwerden und wollen einfach auch das Bewusstsein schärfen, Energie einzusparen."

Lindauer Stadtwerke empfehlen dimmbare Lampen

Der "Lichtschalter" für Wasserburg und andere Gemeinden der Region ist ganz in der Nähe, bei den Stadtwerken in Lindau. Die Straßenbeleuchtung wird von der dortigen Netzleitstelle über einen elektrischen Impuls gesteuert. Geht der über die Leitungen zeitgesteuert raus, geht in Wasserburg das Licht an oder aus. Das lässt sich einfach am Computer einstellen – je nach Wunsch der Gemeinde.

Die Empfehlung von Projektleiter Jürgen Mattern von den Stadtwerken lautet: Die Straßenlaternen eher dimmen, statt ganz abzuschalten. So sieht man noch etwas und spart dennoch viel Energie. Das machen viele Gemeinden in Bayern so.

Betrieb teilt sich auf drei Dienstleister auf

Ein Vergleich unter den Kommunen ist aber kaum möglich: Zu unterschiedlich sind die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort, die einzelnen Stromverträge und der Stand bei der energiesparenden LED-Technik. Während große Städte sich selbst versorgen, geben fast alle kleineren Kommunen den Bau und den Betrieb ihrer Straßenbeleuchtung zudem komplett ab an die drei großen Dienstleister, wie etwa die Lechwerke LEW in Schwaben, N-Ergie Netz für weite Teile Frankens und für Nord-, Ost- sowie Südbayern an den Netzbetreiber Bayernwerk. Da sind Wasserburg und die Region Lindau eine Besonderheit und nicht unbedingt typisch für Bayern.

Viel Sparpotenzial bei Straßenbeleuchtung

Klar ist: Es gibt nach wie vor unglaublich viel Einsparpotenzial. "Die Straßenbeleuchtung ist der Top-Stromverbraucher einer Gemeinde", erklärt Stefan Graf, Leiter des Energiereferats beim Bayerischen Gemeindetag. Er spricht davon, dass rund 40 Prozent des gesamten Stromverbrauchs einer Gemeinde allein auf die Straßenbeleuchtung entfallen. Deshalb bezeichnet Graf die Umstellung auf LED-Lampen als "richtigen Ansatz".

Einsparung durch Abschaltung nur schwer ermittelbar

Klar ist auch: Wer LED bereits nutzt, das Licht in der Nacht herunterdimmt oder komplett abschaltet, der spart – und zwar ordentlich. Wie viel ganz Bayern seit der Energiekrise gespart hat, lässt sich aber schwer sagen. Es gibt kaum belastbare Daten, weder beim Städte- und Gemeindetag noch beim Landesamt für Statistik. Auskunft geben können die Netzbetreiber und die vielen Stadtwerke, aber nur für ihre jeweiligen Kunden. Allein die Nachtabschaltung lässt sich aber auch da kaum nachvollziehen.

LED-Technik spart 70 bis 80 Prozent an Stromkosten

Eine Orientierung gibt Daniel Pangerl vom Netzbetreiber Bayernwerk in Regensburg. Ihm zufolge gehen Einsparungen vor allem auf den Einsatz moderner Technik zurück. Er sagt, durch die Umstellung auf LED-Lampen seien seit 2010 rund 650 Gigawattstunden Energie eingespart worden, allein bei den Kunden von Bayernwerk.

Zum Vergleich: Das ist in etwa so viel, wie die Einwohner von Nürnberg, Regensburg und Augsburg zusammengenommen pro Jahr verbrauchen. Bayernweit liegt die Einsparung also noch viel höher. Denn bei Bayernwerk sind rund 1.200 der etwas mehr als 2.000 Gemeinden unter Vertrag. Entsprechend rüsten die Städte und Gemeinden seit der Energiekrise mit mehr Nachdruck ihre Technik um.

Auch am Bodensee wollen die Wasserburger künftig noch weniger Energie verbrauchen: Alte Lampen sollen nach und nach durch energiesparende LED-Leuchten ersetzt werden. Und um Mitternacht geht dort weiterhin das Licht aus.

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